Artikel: Wie funktioniert ein Pfandleihhaus 2021-09-21T18:18:56+02:00

Tipps und Ratschläge für den Gang ins Pfandleihhaus

Wie erhält man einen Pfandkredit?

Die momentane Wirtschaftslage ist nicht die beste, das bekommen auch viele Haushalte zu spüren. Rechnungen, Versicherung und Miete müssen trotz Löchern in der Kasse aber weiterhin bezahlt werden. Rettung bringt da vielleicht der ein oder andere Schatz, der noch in den Schränken lagert: Schmuck, Uhren oder Antiquitäten könnten die monetäre Situation aufbessern. Verkaufen ist eine Möglichkeit; wenn man sich aber nicht dauerhaft von Familienerbstücken trennen möchte, ist der Gang ins Pfandleihhaus eine Alternative.

Die Pfandleihhäuser haben ihren schlechten Ruf längst verloren. Dort treffen sich keine zwielichtigen Gestalten, um unsaubere Geschäfte zu machen. Ganz im Gegenteil: Viele Pfandleihen sind in schicken Ladenlokalen untergebracht. Die Kundschaft stammt größtenteils aus der Mittelschicht. Auch bei Selbstständigen und Freiberuflern, die bei Banken nur schwer einen Kredit beantragen können, ist der Pfandkredit beliebt, um kurzfristige finanzielle Engpässe zu überbrücken.

Was versteht man unter einem Pfandkredit?

Der Pfandkredit ist ein Darlehen, bei dem der Kreditnehmer, auch Verpfänder genannt, bewegliche Gegenstände als Absicherung für das geliehene Geld hinterlegt. Sprich, der Kunde bringt dem Pfandleiher Wertgegenstände und erhält dafür eine bestimmte Summe geliehen.

Einen Pfandkredit erhält man ohne bürokratischen Aufwand. Im Gegensatz zu einem Ratenkredit bei einer Bank muss man dem Pfandleiher keine Bonitätsnachweise und keinen Schufa-Bericht vorlegen; nur den Personalausweis muss man vorzeigen.

In der Regel erhält der Verpfänder zwischen 25 und 50 Prozent des aktuellen Warenwerts ausgezahlt. Also keineswegs so viel, wie der Verkauf der Gegenstände bringen könnte. Dafür erwirbt der Pfandleiher allerdings kein Eigentum an den Pfandgütern. Der Kunde kann seine Wertgegenstände nach einer Frist von drei Monaten wieder auslösen.

Auch der Pfandkredit wird verzinst. Bis zu einer Kredithöhe von 300 Euro sind Zinsen in Höhe von einem Prozent gesetzlich vorgeschrieben. Bei höheren Summen fallen normalerweise zwei Prozent Zinsen an. Dazu kommen monatliche Gebühren, deren Höhe ebenfalls gesetzlich geregelt ist. Für einen Kredit über 100 Euro zahlt man 2,50 Euro monatlich, für einen Kredit über 300 Euro, 6,50 Euro.

Wie funktioniert ein Pfandleihhaus?

Pfandleihhäuser gibt es in so gut wie jeder Stadt. Einige haben sich auf bestimmte Pfändungsgegenstände spezialisiert, zum Beispiel auf Autos, Schmuck oder auf Elektronik. Auch Online-Pfandhäuser gibt es mittlerweile, wobei man bei diesen schneller mal an einen unseriösen Anbieter geraten kann.

Welchen Gegenstand der Kunde ins Pfandleihhaus bringt, spielt keine Rolle. Er sollte sich nur zur Wiederveräußerung, also zum Weiterverkauf eignen. Besonders gerne wird Schmuck ins Leihhaus gebracht, auch Antiquitäten sind beliebt.

Die meisten Leihhäuser ähneln heute vom Aufbau her einer Bank mit verschiedenen Schaltern, an denen die Kunden ihre Anliegen vortragen können. Der Pfandleiher schätzt den Wert des zu verpfändenden Gegenstandes, zahlt das Geld aus und erstellt einen Pfandleihvertrag.

Nach der vertraglich vereinbarten Frist – meist drei Monate – kann der Kunde nun seinen Schmuck oder seine Familienerbstücke wieder auslösen. Dazu zahlt er den Kredit inklusive Zinsen und Gebühren zurück. Kann er die Summe nach drei Monaten nicht aufbringen, besteht die Möglichkeit, den Vertrag zu verlängern. Dafür fallen allerdings erneut Gebühren an und auch die Zinsen laufen natürlich weiter.

Löst der Kunde seine Wertsachen nach spätestens vier Monaten nicht aus und verlängert auch den Kredit nicht, darf der Pfandleiher die Sachen versteigern. Ist der Ertrag der Versteigerung dabei höher als der Kredit inklusive Zinsen und Gebühren, erhält der Verpfänder den Überschuss ausgezahlt. Kann der Pfandleiher die Güter nicht versteigern, darf er sie im Laden verkaufen.

Tipps und Ratschläge für den Gang ins Pfandleihhaus

Ein Pfandkredit ist gut geeignet, um kurzfristige finanzielle Engpässe zu überbrücken. Vorausgesetzt natürlich, man hat Wertgegenstände, die den nötigen Ertrag bringen. Man sollte mit realistischen Erwartungen ins Leihhaus gehen und auch auf Rückschläge gefasst sein. So mancher angeblicher Goldschmuck hat sich schon als vergoldet entpuppt und so manche „wertvolle“ Uhr als Imitat. Gerade bei Erbstücken ist der emotionale Wert oft höher als die Summe, die der Pfandleiher schließlich auszahlt.

Elektrogeräte erzielen meist keinen besonders guten Betrag. Ausgezahlt wird schließlich nur ein Viertel bis die Hälfte des derzeitigen Verkaufswerts. In diesem Fall sollte man überlegen, ob man nicht dauerhaft auf die Unterhaltungselektronik verzichten kann und sie lieber verkauft.

Weiterhin ist es ratsam, gut abzuwägen, ob sich die eigene finanzielle Lage in den nächsten Wochen soweit verbessert, dass man die Wertsachen wieder auslösen kann. Verlängert man den Pfandkredit mehrmals, wird dieser unrentabel: Durch die Zinsen und Gebühren ergeben sich etwa 40% effektiver Jahreszins.

Für einen langfristigen Kredit ist der Gang ins Leihhaus daher nicht zu empfehlen. Ein normaler Ratenkredit ist zwar mit deutlich mehr Bürokratie verbunden, kann in diesen Situationen aber viel günstiger sein.

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